Seit zwei Stunden schon ist der Senioren-Tanztee in vollem Schwung. Zu Walzerklängen und Foxtrott drehen Paare ihre Runden auf dem Parkett – manche elegant, manche verhalten, alle glücklich und beschwingt.
Durch die offene Tür schaue ich wie durch ein Fenster in den Saal, als die Musik sich auf einmal verändert: Boogie-Woogie! Ein älterer Herr fängt begeistert an zu tanzen. Ich staune: Verflixt, der kann’s! Seine Hüften schwingen, seine Füße machen gewagte Schritte, der ganze Körper tanzt, sein Gesicht strahlt. Um ihn herum bildet sich eine freie Fläche, die anderen schauen zu, lachen und klatschen.
So viel Lebensfreude, so viel Spaß, so viel Energie ist auf einmal da! Auch noch vor den Türen des großen Saals ist das ansteckend. Lächelnd und beschwingt gehe ich an diesem Tag nach Hause. Mit fällt ein Vers aus dem Propheten Jesaja ein: „Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie!“ Ja, genau das war es: Im Tanz wurden müde Glieder wieder lebendig und kraftvoll. Und vielleicht auch die Herzen.
Im Advent hören wir diese Bibelstelle oft. Verheißungsvoll und mut-machend spricht sie davon, dass Gott nahe ist: „Sagt den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!“ (Jes 53,3-4 nach Luther 2017)
Ich höre bei diesem Bibelwort neuerdings innerlich Swing als Hintergrundmusik und sehe den begeisterten Tänzer vor mir. Und das macht mich getrost: Gott ist nahe. Das ist Advent.
Ursula Silber
Pastoraltheologin und Rektorin des Martinushauses in Aschaffenburg
Bistum Würzburg