Meine alte Küchenuhr ist kaputtgegangen. Seit sie nicht mehr über der Spüle hängt, schaue ich gefühlt zehnmal am Tag reflexartig auf diese Stelle, um dort immer wieder nur eine leere Wand vorzufinden. Sie fehlt mir.
In Zeiten von Smartwatches, die mir neben der Uhrzeit auch die Temperatur und meine absolvierten Schritte verraten können, fehlt mir diese ganz einfache Orientierungshilfe in meinem Tageslauf.
Einfache Informationen, die fehlen mir häufiger. Nicht umsonst sprechen wir von der Informationsflut, die uns überrollt. Wie gut tut es da, wenn ich manchmal wirklich nur über das Wesentliche informiert werde. In diesem Fall über die Uhrzeit. Luftdruck und Kalorienverbrauch können interessant sein. Aber notwendig?
Wichtige Informationen von Unwichtigen unterscheiden zu können. Das scheint mir sinnvoll zu sein. Das Leben wird ruhiger, wenn ich mich ab und zu auch mit etwas weniger Informationen zufriedengebe. Gerade deshalb ist meine alte Küchenuhr jetzt beim Uhrmacher. Die Smartwatch spar ich mir. Ich denke, ich komm‘ klar. Auch ohne Infos über meine Pulsfrequenz und darüber, wie hoch ich mich über dem Meeresspiegel befinde.
Carolin Engel
Redakteurin in der Radioredaktion des Sankt Michelsbundes
Erzbistum München und Freising