An einem der letzten Juli-Tage des vergangenen Sommers geschah, was ich lange befürchtet hatte: Meine Mutter stürzte, brach sich das Becken und fiel für mehrere Wochen aus. Meine Sorge galt nicht nur ihr und ihrer Genesung, sondern vor allem meinem Vater, der als Pflegebedürftiger nun ohne Unterstützung zuhause war.
Da es mir nicht möglich war, ihn tagtäglich mit allem Notwendigen zu versorgen, galt es, möglichst schnell Hilfe zu organisieren. Als ich bei einem meiner ersten Anrufe bei einem Pflegedienst die Situation schilderte, rechnete ich mit dem Hinweis auf die Warteliste und Vertröstungen. Stattdessen antwortete die zuständige Frau am anderen Ende der Leitung mit warmer Stimme: „Da sind Sie wirklich in einer schwierigen Situation. Ich schaue nach, was ich tun kann, und melde mich heute wieder.“
Es war letztlich nicht die Tatsache, dass noch am selben Tag eine Zusage vom Pflegedienst kam, sondern vor allem die mir entgegengebrachte Empathie und das spürbare Verständnis in den Worten dieses Menschen, was mir in diesem Moment so viel Hoffnung und Vertrauen schenkte, dass ich diese schwierige Lage irgendwie würde meistern können. Ich habe in den letzten Monaten oft an jenen Tag gedacht, an die Worte, deren Klang ich noch so gut in Erinnerung habe, und staune immer wieder, was diese Worte in mir ausgelöst haben. Was allein Worte bewegen können!
„Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort.“
Wie oft sprechen uns diese Erfahrungen in einem Gedicht von Rainer Maria Rilke aus dem Herzen? Wenn Worte anderer Menschen uns verletzen. Wenn die Endgültigkeit, mit der manche Worte gesprochen werden, uns die Luft zum Atmen nimmt. Wenn Erlebnisse zerredet werden und uns das Wunderbare daran genommen wird. Wenn wir spüren, dass unsere gut gemeinten Worte für andere Menschen keine Hilfe sind. Dennoch sind Worte für uns Menschen überlebenswichtig. Sie können genauso Mut machen, trösten, aufbauen, heilen.
„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht; es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“
Dieses Lied aus Israel, das ich im Advent gerne singe, trägt für mich bereits die Botschaft von Weihnachten in sich: Die Hirten machen sich - ermutigt von den Worten der Engel – auf den Weg und finden ihr Heil. Wie heilsam Worte sein können!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Advent viele ermutigende, tröstende und heilsame Worte hören und finden.
Monika Winter
Pastoralreferentin
Bistum Passau