38 Grad, strahlender Sonnenschein, ein buntes Flaggenmeer und eine Menschenmenge von ca. 500 000 Personen. Dicht an dicht drängen sie sich, um einen Blick auf die Leinwand zu erhaschen. So kann man kurz zusammenfassen, wie die Begrüßung von Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag im August in Lissabon gewesen ist. Für mich war es ein unglaubliches Privileg auf dieser Fahrt mit einer Gruppe aus 600 jungen Menschen dabei zu sein.
Das für mich Faszinierendste am Weltjugendtag ist das Zusammentreffen von so vielen unterschiedlichen Personen. Aus fast allen Ländern der Erde kamen junge – und nicht mehr ganz so junge – Menschen, um gemeinsam ihren Glauben zu feiern. Und auf dem Weltjugendtag gibt es wirklich alles: einfache und ausgefallene Frisuren, typische und verrückte Kleidung, alle Hauttöne und jegliche ethnische Herkunft, laute und leise Gruppen, respektvolles und unangemessenes Verhalten, fest im Glauben Stehende und Suchende. Das hat Papst Franziskus während seiner Ansprache bei der Begrüßung der jungen Menschen aufgegriffen und sie aufgefordert, ihm nachzusprechen: „Todos!“ – „Alle!“. In der Kirche ist Platz für alle, so der Papst. Und so schallte es durch den ganzen Park „Todos! Todos! Todos!“.
Es mag vielleicht etwas komisch sein, im Advent von einem Moment zu lesen, der in brütender Hitze stattfand. Aber in diesem „Todos!“ steckt für mich ganz viel der Weihnachtsbotschaft. Jesus ist für alle – todos! – auf die Welt gekommen. Er wurde Mensch, nicht nur für ein paar Fromme. Nicht nur für die Reichen und diejenigen, die ein angenehmes Leben führen. Nein, Jesus wurde Mensch gerade für die, denen es nicht gut geht. Für die, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Jesus wurde Mensch für alle, die belächelt, ausgegrenzt und verstoßen werden.
Dieses Menschwerden für alle – todos! – zeigt sich für mich an der Krippe ganz besonders schön. Denn wer steht dort zusammen mit Maria und Josef und bewundert das Jesuskind? Die einfachen und armen Hirten, die kein festes Zuhause haben. Sie sind die Ersten, die kommen, um den Heiland zu sehen. Die Ersten, die zu ihm geführt werden, um mit ihm in Beziehung zu treten. Erst danach kommen die reichen Sterndeuter aus dem Morgenland.
Schon damals an der Krippe galt das „Todos!“: Alle dürfen zu Jesus gehen. Machen wir uns doch gerade in den Momenten des Advents bewusst, dass auch wir eingeladen sind, an die Krippe zu kommen und Jesus zu begegnen. Und helfen wir nach unseren Möglichkeiten mit, dass dieses „Todos!“ in der Kirche immer lebendiger wird.
Michaela Hertl
Jugendreferentin für die Jugendkirche opensky in Kempten
Bistum Augsburg