Alles schreit.
Nach Liebe, Hoffnung und Licht.
Nach liebevollem, tiefem Beziehungsgeschehen, nach hoffnungsvollem Ausgestrecktsein auf festen Sinn hin, nach lichtvoller Aufrichtung ins Leben hinein.
Machen wir uns nichts vor: Wir beobachten es täglich in der Welt. Damals wie heute.
Gestehe ich mir manchmal eigentlich auch solche Beobachtungen in mir selbst ein?
Sicherlich eine gewagte Frage - aber ist die Menschwerdung Gottes nicht das Wagnis schlechthin? Gott geht aus seiner „Komfortzone“ raus. Und ich?
In all diesen Fragen finde ich meinen Adventsmoment:
Gott macht sich auf den Weg zu den Menschen. Die Menschen machen sich besonders im Advent auch auf den Weg hin zu ihm, hin zur Krippe.
Krippe! Kein Hotel. Ein gebrochener, für ein Baby unsicherer, Ort, in dem zugleich die Fülle und Treue neu geboren wird.
Alles schreit. Die ganze Welt schreit.
Und mittendrin in dieser Nacht der Welt, im Großen wie im Kleinen, schreit Liebe.
Vielleicht ist die Stille Nacht gerade deswegen eine heilige Nacht: weil sie in ihrer Dynamik von Gott her alles andere als still ist. Sie durchtönt, was unruhig und grau ist - und will hierin heilen.
Hier ereignet sich für mich mein Adventsmoment jeden Tag. Wie ein Liedtext es ausdrückt:
„Seht, der kann sich selbst nicht regen, durch den alles ist und war. (…)
Welche Liebe muss der haben, der sich euch so ganz geweiht.“
(Gotteslob Nr. 245)
Weih-Nachten heißt doch dann: Gott ist in seiner ganzen Kraft mit uns. Die Nacht ist geweiht, sie ist hell und voller Leben. Für wahrhaft Jeden.
Dann kann etwas neu beginnen.
Dann kann in einem Wort, einem Lied, einem befreienden Moment, in einer Neuausrichtung, in einer tiefen Erfahrung Menschwerdung geschehen.
Habe ich es eigentlich schon gemerkt, wie es Schritt für Schritt Weih-Nachten in mir werden will?
Singe ich mit Gott von der Liebe?
Bistum Augsburg
Sr. Clara Marie Beuth
Franziskanerin des Crescentiaklosters in Kaufbeuren und Theologin