Als Fußballfan gehe ich hin und wieder ins Stadion. Ähnlich wie in Gottesdiensten stimmen Fans dort während eines Spiels kurze Gesänge oder Rufe an. Als beim letzten Spiel „meine“ Mannschaft führte, wurde den Gästen zugerufen: „Ihr könnt nach Hause fahrn!“ Wenn Fans mit Entscheidungen nicht einverstanden sind, ist ab und an der nicht sehr freundliche, aber auch nicht ernst gemeinte Ruf vernehmbar: „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.“ Ich bin dankbar, dass ich bei einer zu langen Predigt noch nie hören musste: „Pfarrer, wir wissen, wo dein Auto steht.“ Ein weiterer Aufruf schallt häufig durch die Stadien: „Steht auf, wenn ihr … seid.“ Die Fans, die sich angesprochen fühlen, stehen auf, es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Es wird lauthals und freudig gesungen, ein schöner Moment.
Jesus, auf dessen Geburtsfest wir uns im Advent vorbereiten, schenkt in den Evangelien mehrmals Menschen den Zuspruch: „Steh auf!“ Steh auf! Das gilt auch für uns heute. Wir dürfen innerlich aufstehen bzw. uns aufrichten, weil Gott „im Spiel“ unseres Lebens bei uns ist. Er wurde an Weihnachten Mensch, er ist gekommen, um uns aufzurichten; er schenkt uns eine Hoffnung, die über die Stadien dieser Welt hinausreicht. Was für eine schöne, wertvolle Botschaft!
In einem Adventslied heißt es: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit … der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei allen Ängsten, Nöten und Herausforderungen dieser Tage im Blick auf die Frohe Botschaft mit Freude in die Hoffnungsgesänge der Advents- und Weihnachtszeit einstimmen können, dass sie immer wieder innerlich aufstehen - denn Gott ist mit uns.
Bistum Augsburg
Pfarrer Reinfried Rimmel
Leiter der Abteilung Evangelisierung im Bistum Augsburg und tätg in der Pfarrseelsorge