Einmal im Jahr begleite ich kontemplative Exerzitien. Ich begleite Menschen ins Schweigen und im Schweigen. Erstaunlich, was sich im Schweigen alles zeigen und ereignen kann. Schweigen verändert und vertieft die Wahrnehmung, sei es die Wahrnehmung der Natur, des eigenen Körpers, der Gedanken und Gefühle. Erst im Schweigen wird uns die Intensität unserer Gedanken und Gefühle bewusst. Schweigen ist für mich eine abenteuerliche Reise nach innen.
Schweigen gehört auch zu meinem beruflichen Alltag als Krankenseelsorger. Schweigen, wenn Tränen fließen, bis hin zum Schweigen, wenn sich ein Mensch auf den Weg in das große Schweigen des Todes macht.
Schweigen schafft Raum für Beziehung - zu sich selbst, zum Mitmenschen, zu Gott. Für mich ist Gott vor allem im Schweigen erfahrbar. Schweigen ist eine Herausforderung, erfordert Mut. Die Tage des Advents sind auch eine Einladung, mehr und intensiver zu schweigen. Schweigen kann die Sehnsucht nach Schweigen verstärken. Dann ist der Weg zu Schweigeexerzitien gar nicht mehr so weit.
Bistum Regensburg
Herrmann Berger
Krankenhauspfarrer in Straubing