Der Haustechniker des kirchlichen Dienstleistungszentrums ist auf dem Weg zu den Mülltonnen. Er muss belegte Brötchen entsorgen, die von einer Veranstaltung am Vortag übrig sind. Ihm tut das in der Seele weh. Eigentlich würde er so etwas nicht wegschmeißen, aber so sind nun mal die Regeln. Es ist dunkel, dass Haus ist schon ganz verlassen, es nieselt leise.
Plötzlich spricht ihn jemand aus dem Dunkel an: „Nicht erschrecken, ich stehe hinter ihnen“. Da steht ein etwas verwahrloster Mann ohne Schuhe, der vor dem Regen unter dem Vordach Zuflucht gesucht hat. Der Haustechniker schluckt seinen Schrecken herunter. Dann fragt er den Mann, ob er etwas essen möchte. „Sie schickt der Himmel“, sagt der. Die beiden gehen zurück ins Haus, der Mann bekommt Brötchen und dazu eine Tasse Kaffee. Er erzählt von seiner Situation. Drei Monate schon lebt er jetzt auf der Straße. Als Obdachloser will er sich nicht bezeichnen lassen. Er hat, so sagt er, einfach Pech gehabt. Der Hausmeister packt die Essensreste für ihn ein. Dann geht er mit ihm noch in den Keller zur Kleiderkammer, die hier von der Caritas betrieben wird, sucht Schuhe und ein paar Anziehsachen für den Mann heraus. Die beiden Verabschieden sich herzlich. Der Mann wundert sich noch, dass der türkischstämmige Haustechniker als Muslim in einem katholischen Haus arbeiten darf. „So ist das bei uns“, sagt der Haustechniker.
Das ist kein Märchen sondern im Oktober tatsächlich passiert. Die Welt hat sich dadurch nicht grundsätzlich verändert, die Bedürftigkeit ist nicht einfach verschwunden. Aber es ist für einen Moment etwas heller geworden: Eine Kerze am Adventskranz.
Bistum Würzburg
Burkard Vogt
Bildungsreferent im Martinushaus Aschaffenburg