Ich begab mich auf Spurensuche, denn ich wollte mehr wissen über den Sel. Bernhard Lichtenberg (1875-1943). Es war mir ein inneres Bedürfnis, seinen Lebensweg nachzuspüren: was er tat und für wen er seine Stimme erhob. Vor allem das Gebet am Grab und in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin waren ein Herzensanliegen.
Am Vorabend seines Gedenktages am 5. November bekam ich Einblick in die Gefangenenakte (1941-1943) des Seligen. Dabei wurde ich vom Diözesanarchivar in den Keller geführt. Ich war erstaunt und erschüttert zugleich: Minutiös hatte der Staatsapparat alles dokumentiert und festgehalten: seine Anträge, seine Besuche, seine Briefe, seinen Lebenslauf, u. v. m.
Sein letzter Brief! Bernhard Lichtenberg schrieb ihn am 27. September 1943:
„Wenn ich von hier aus die letzten zwei Jahre überblicke, will und muss ich Gott aus ganzer Seele danken, auch allen, die Seinen heiligen Willen an mir zur Ausführung brachten. Es ist mein fester Entschluss, die Exerzitienvorsätze mit Gottes Hilfe zur Ausführung zu bringen, die ich vor Jahren nach den dreißigtätigen Exerzitien gefasst habe, nämlich:
- Ich will alles, was mir widerfährt, Freudiges und Schmerzliches, Erhebendes und Niederdrückendes, im Lichte der Ewigkeit ansehen.
- Ich will meine Seele besitzen in meiner Geduld.
- Ich will in keinem Gedanken, in keinem Worte und in keinem Werk sündigen.
- Ich will alles aus Liebe tun und alles aus Liebe leiden.
- Ich habe noch Lebensmut für 20 Jahre, aber wenn der liebe Gott will, dass ich noch heute sterben, so soll sein heiliger Wille geschehen.“