Auf eine Beerdigung geht keiner gern. Weinende Angehörige, dunkle Garderobe, ratlose Trauergäste, ein starrer Trauerritus mit formelhaften Bekenntnissen an ein ewiges Leben, Nachrufe am Grab. Hoffentlich ist die Trauerfeier schnell vorbei; ein kurzer Beileidswunsch und dann geht’s wieder zurück in den Alltag.
Vor kurzem ist unser guter Freund Theo gestorben. Zwar hatten seine Frau und wir Freunde gehofft, die Operation verläuft gut und er kann bald wieder das Krankenhaus verlassen. Aber es kam anders. Theo, das Energiebündel, der Optimist, der Künstler und Weltenbummler ist von uns gegangen. Die Trauerfeier war in der Maximilianskirche in München. Als wir die Kirche betraten, da war der ganze Raum voll von Theo: Unzählige Bilder, die die Trauergäste mitgebacht hatten, hingen im Raum, große Aufnahmen von ihm hielten Ereignisse aus seinem Leben fest und führten hin zu seiner Urne. Nach dem Begrüßen vieler Bekannter und einem gegenseitigen Trösten begann die „Lebensfeier“ für Theo. Ich weiß nicht, wie viele Reden es waren, die den Raum füllten und Theo in unseren Herzen spürbar, lebendig werden ließen, aber alle sagten sie: Du warst und du bist für mein Leben bedeutsam.
Zwei Gedanken aus den Reden für Theo sind mir besonders im Gedächtnis geblieben und ich habe mir vorgenommen, sie zu beherzigen.
Wenn bei mir etwas nicht funktioniert, kaputt geht, oder ich die Kontrolle verliere, dann rege ich mich schnell auf. Oft geht diese Erregung mit Schimpfwörtern einher, und meine Frau meint dann, ich solle wenigstens meinen Wortschatz kultivieren. Wenn Theo in so eine Situation kam, pflegte er zu sagen:
Bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal!
Dieses Wort hat mich so angesprochen, dass ich es versuchen möchte, danach zu leben, gerade in der Adventszeit, wo eh vieles einem über dem Kopf wächst und die Zeit irgendwie nicht reicht.
Der zweite Rat, den ich mir von Theo für mein Leben geben lasse, ist seine Sichtweise auf Dinge, Ereignisse, die nicht in unserer Macht liegen. Als er mit einem Freund einmal in einem Stau stand und dieser sich darüber aufregte, weil sie langsam oder gar nicht vorwärts kamen, sagte Theo zu ihm:
Was regst du dich auf. Sieh die Zeit im Stau als gewonnene Lebenszeit!
Die Zeit im Stau ist nicht verloren, sie ist dir geschenkt. Wie viele Geschenke hält das Leben für mich bereit, wenn ich den verspäteten Zug, den verpassten Flug, den geplatzten Termin, das Warten im Stau als gewonnene Lebenszeit annehmen könnte.
Advent, die Zeit des Wartens, ist gewonnene Lebenszeit.
In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen Advent voller Leben.
Georg Zametzer, Pastoralreferent im kath. Seelsorgebereich Bamberger Westen
Erzbistum Bamberg